
Am 15. September 1821 erklärte Costa Rica die Unabhängigkeit von Spanien
(der ehemaligen Kolonialmacht). Seit dem werden jedes Jahr an diesem Tag in
Costa Rica Feste veranstaltet. Ich war dabei und werde euch berichten, wie der
Unabhängigkeitstag in meiner Schule gefeiert wurde.
Seit genau 194 Jahren ist Costa Rica nun unabhängig. Zu diesem Anlass wurden
schon Wochen vor dem 15. September in der ganzen Stadt costa-ricanische Flaggen
aufgehängt. Man konnte sie an Kirchen, Häusern, Geschäften und Schulen finden.
Einen Tag vorher (am 14. September) kamen die Kinder der Grundschule (in meiner
Schule) mit selbstgebastelten Laternen (in Form von Häusern, Schubkarren,
Fackeln, tanzenden Frauen etc.), die natürlich in den Farben von Costa Rica (blau,
weiß und rot) bemalt waren, in die Schule. Teilweise waren die Kinder
traditionell angezogen. Die Jungen hatten weiße Hemden an, trugen Jeans, einen
weißen Hut und ein rotes Bandana um die Schultern oder um die Hüften gebunden.
Die Mädchen hatten Blumen im Haar, eine traditionelle, weiße Bluse an und dazu
einen langen Rock, der meistens blau, rot, weiß gestreift war. Anschließend
zogen alle Kinder, angeführt von ein paar älteren Schülern, die Musik auf
Trommeln, Blasinstrumenten und Xylophon ähnlichen Instrumenten spielten, mit
ihren Laternen durch die Straßen. Diese Art von Umzug gab es überall im Land,
aber sie wurden meistens am 15. September veranstaltet.

Für die älteren Schüler (also die Schüler, die nicht mehr in die Grundschule
gingen) wurde am nächsten Tag ein Fest veranstaltet. Wir hatten an diesem Tag
keinen Unterricht, sondern gingen in die Sporthalle um dem Programm zu folgen.
Dieses fing damit an, dass Mädchen mit Fahnen, begleitet von Musik, die Schüler
auf ihren Instrumenten spielten in die Turnhalle marschierten. Nachdem sie die
Fahnen zur Musik schwangen, blieben sie stehen und bildeten eine Gasse.
Anschließend standen alle Schüler in der Sporthalle auf und sangen die Hymne
von Costa Rica. Danach wurde auf etwas geschworen, was genau, habe ich leider
nicht verstanden, aber es ging um die Ticos und ihr Land. Ich finde es schön,
wie tief die Ticos mit ihrem Land verbunden sind. Sie singen ihre Hymne oft und
dadurch merkt man, dass sie stolz auf ihr Land sind. Nachdem die Mädchen mit
ihren Fahnen abgingen, folgte lateinamerikanische Musik, die Schüler
vorspielten.


Anschließend betraten sechs Paare die Turnhalle. Alle waren sie typisch
gekleidet. die Männer trugen schwarze Hosen, ein lilafarbenes Tuch um die Hüften
und um jedes Handgelenk, ein weißes Hemd und einen Cowboyhut. Die Frauen hatten
Hochsteckfrisuren mit Blumen und trugen ein langes, weiß und lilafarbenes
traditionelles Kleid. Für uns Schüler war dies der Höhepunkt des Festes, da
sich unter den kostümierten Männern und Frauen Lehrer versteckten. Diese sechs
Paare tanzten rhythmisch zur Musik durch die Turnhalle sodass die Kleider von
den Frauen nur so flogen. Es war sehr schön anzusehen. Dass nicht nur ich
dieser Meinung war, konnte man an dem tosenden Applaus der Schüler nach dem
Auftritt erkennen.
Nach den Tänzern folge eine Aufführung eines Theaterstückes, welches Schüler
im Unterricht einstudierten. In diesem Theaterstück waren auch ein paar
Tanzeinlagen. Alles in allem hatten die Schüler mit ihrem Stück über den
Unabhägigkeitstag und ein bisschen Tanz sehr gute Arbeit geleistet. Es gefiel
allen sehr gut.
Anschließend folgte ein Interview mit einer Frau und einem Mann, dies zog
sich aber etwas in die Länge und die Schüler fingen an sich zu langweilen. Die
Langeweile hörte aber auf, als zum Schluss die Schüler der Kapelle ein paar
Lieder spielten und mit ihren Instrumenten auf den Pausenhof liefen. Als dort
das letzte Stück gespielt wurde, war das Fest vorbei. Man konnte noch etwas
essen oder trinken und mit Freunden zusammensitzen oder nach Hause gehen.
Das Fest an sich hat in der Schule ungefähr 1 1/2 Stunden gedauert, war aber
kurzweilig.

In San José und San Pedro fanden am Abend noch Straßenumzüge mit Laternen
und Musik statt. An diesen ich aber nicht teilnahm.
Für mich war es ein besonderes Erlebnis diesen Tag mitzufeiern. Mir gefielen
die Musik, das Programm in meiner Schule und der Laternenumzug an der Schule
meiner Gastschwester am Vortag. So durfte ich miterleben, wie sehr die Ticos
ihrem Land verbunden sind und stolz darauf sind hier zu leben. Ein
Erlebnis, welches ich nicht so schnell vergessen werde.
Eure
Melly:);)